Deutsche Sprache? Schwere Sprache!

Vor einigen Tagen war ich zu einem Forum eingeladen. Dort lagen diverse Zeitschriften aus, kostenlos zum Mitnehmen. Ein paar Zeitschriften, die ich interessant fand, habe ich mitgenommen und den heutigen Nachmittag damit verbracht, sie zu lesen.
Interessant, sehr interessant. Mein Vater hat mir mal gesagt, daß ich das große Latinum brauchen würde. Da hat er sich geirrt, denn es gibt eine neue Geheimsprache, die hätte ich lernen sollen. Sie hat den Vorteil, dass diejenigen, die sie sprechen, sich so recht elitär vorkommen können und gleichzeitig glauben, je bescheuerter man sich ausdrückt, um so wichtiger wird man gehalten. Diese Sprache ist einfach, klar, verständlich und total daneben. Aber man spart sich die deutsche Sprache, denn die ist ja bekanntlich schwer, nur etwas für Dichter und Denker.
Kleine Kostproben aus 3 Seiten.
Endlich weiß ich, dass ich ein Brand Asset Managmentsystem benötige, schließlich strebe ich ja wohl an, ein Global Player zu werden (oder etwa nicht?). Außerdem sind bei mir die Kommunikationsprozesse nicht integriert, es fehlt der Return of Communications, dazu das nicht Vorhandensein von Remote-Services zur Onlinewartung – der Untergang meiner Firma ist programmiert. Ich bekomme Angst.
Okay, dass wir uns in Richtung Community Marketing bewegen, geht ja noch in mein begrenztes Kleinhirn, aber warum nur muß dann am Ende eine Couponing-Kampagne stehen?
Dass permanent von Traffic die Rede ist, ist weiter nicht verwunderlich, nein, das habe ich schon richtig mit Verkehr übersetzt und den Verkehr nicht falsch verstanden. Aber dass ich lernen muß, meine Zielgruppen zu clustern und Uncut-Video-Player einsetzen muß, damit unsere Produkte durch virales Marketing weiterempfohlen werden, das wußte ich ja überhaupt noch nicht. Mir wird ganz Bange!
Aber dann, keine Zeitung ohne Highlight (heißt jetzt wohl so, weil man das Wort „Höhepunkt“ missverstehen könnte?). Ein Interview mit einem Herrn Treffenstädt, mit dem schönen Vornamen Volker. Nicht Volker B. oder so, ganz schlicht kommt er da her, einfach Volker. Er verspricht uns – und ich kann es kaum erwarten -, einen ganz neuen Internetauftritt. Er sagt dazu nur soviel und das muß man sich einfach auf der Zunge zergehen lassen: „Das wird State of the Art“. Ich bin total begeistert, ich flippe aus, ich bin hin und weg, so eine Genialität. Der Mann spricht ja richtig druckreif!
So viel Inhalt in diesem kurzen Satz. Ich weiß genau Bescheid, Herr Treffenstädt, danke, denn ich weiß jetzt, was ich zu tun habe. Gleich morgen früh rufe ich in der Schilderfabrik an und bestelle ein Schild für unsere Eingangstür:

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Kommentare (2) Schreibe einen Kommentar

  1. Ich kann nur zustimmen!!!! Ich gehöre zwar zu einer anderen Branche, aber wenn ich mir so ansehe, was alles auf den Visitenkarten steht:
    Leiter Business Development, Key Account Manager, Area Sales Manager, Managing Director usw.
    Ich würde das noch verstehen, wenn diese Damen und Herren im englischsprachigen Ausland auftreten, aber nein, die treten hier auf.
    Geht das nicht ein wenig bescheidener, denn wenn man sieht, welche Kompetenzen diese Leute haben, dann muß man feststellen, daß schon díe Bezeichnung “Verkäufer” oft eine Nummer zu groß für sie ist.

  2. Auch meinerseits Zustimmung. Manchmal kommt es mir so vor, als wenn fehlende Kompetenz mit Berufsbezeichnungen kompensiert werden muss.

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