“Kundenverarschung” – anders kann man es nicht nennen. Ludger Freese, Fleischermeister, Fernsehkoch und Gastronom, hat sich heute in seinem Blogbeitrag “Etwas nervig” diesem Thema gewidmet. Zu Recht!
Dagmar und ich waren vor Silvester in Hamburg, um ein paar Kleinigkeiten zu kaufen. Nahezu alle Schaufenster waren bereits neu dekoriert und überall prangten die Schilder, dass jetzt (nach Weihnachten, welch Zufall) alles viel billiger ist.
So etwas nennt man Kundenverarschung hoch 3. Ich weiß nicht, was sich in den Köpfen der Verantwortlichen abspielt, vielleicht haben sie zuviel Gänsebraten gegessen, so dass nicht nur der Hosenbund kneift, sondern auch der Hutbund das Gehirn (falls vorhanden) verengt.
Damit dokumentieren diese Firmen:
1. Eine saubere Kalkulation haben wir nicht. Wir scheren die (Kunden-)Schafe, wenn sie Wolle haben und das ist besonders vor Weihnachten.
2. Nach Weihnachten zeigen wir den Kunden, was sie für Idioten sind.
3. “Wir sind doch nicht blöd” gilt nur fürs Management, nur die Kunden sind blöd.
4. Da wir jedes Jahr so erfolgreich verarschen, verarschen wir auch im nächsten wieder. “Saustark!”
Der seriöse Fachhandel steht staunend und kopfschüttelnd daneben. Kein Handwerker, kein Fachhändler kann so mit seinen Kunden umspringen, aber scheinbar lassen sich gerade die Marktkunden immer wieder so hinters Licht führen, Praktiker mit seinen 20% Aktionen zeigt das immer wieder.
Auch der seriöse Onlinehändler kann bestenfalls einmal für ein paar Produkte eine befristete Sonderaktion fahren, aber ich bin sicher, würde er so handeln wie die Großfirmen und Konzerne, müsste er bald dicht machen.
Aber weiter so! Bald ist der letzte Fachhändler vom Markt verschwunden, der letzte Onlinehändler geht offline und dann?
Ganz einfach:
Kein Service bei den Großen mehr! Matthias Horx, der bekannte Zukunftsforscher, sagte schon vor 2 Jahren:
“Wer heute versucht, den Kundendienst einer Firma (gemeint sind die Großen) in Anspruch zu nehmen, wird auf eine unglaubliche Art und Weise irgendwo zwischen Irland und Bangalore in Wartenschleifen bis aufs Zahnfleisch gedemütigt”.
Und weiter:
“Stellen wir uns vor, niemand von uns würde mehr eine unwürdige Dienstleistung, ein schlechtes Produkt, eine unausgereifte Idee kaufen. Niemand würde sich mehr von Rabattaktionen ins Bockshorn jagen lassen, in denen eh nur Sondermüll von morgen an den Mann/die Frau gebracht wird. Ein blühender High-Touch Dienstleistungsmarkt entstünde, mit privaten und persönlichen Services rund ums Haus, Familie, Mobilität und Gesundheit. Und zwar nicht auf dem weiten Feld der Schwarzarbeit.”
Und wenn doch die Dummheit der Käufer siegt und die Frechheit der Konzerne sich noch weiter steigert, dann haben wir es bald so wie mit der Mineralölindustrie und den Energieversorgern. Dann gibt es nur noch eine handvoll dieser “Gesellschaften”, die dann nicht mehr im Wettbewerb stehen, sondern sich einig sind: Wie sie uns Idioten ausnehmen können, ohne das wir eine Chance haben, uns zu wehren.
Sind wir wirklich so blöd und durchschauen das nicht – nur wegen eines kurzfristigen Vorteils?
Auch dieses Foto wieder von Claudia Hautumm, Pixelio!