Der Schwätzer

Zum Glück haben wir bei unseren Kunden noch so richtig echte Typen, die immer dann, wenn sie uns besuchen, ein Lächeln oder gar ein Lachen hinterlassen.
Einige sind auch mit einem Spitznamen belegt, der aber nie böse, sondern liebevoll gemeint ist und der „Identifizierung“ dient. So gibt es den „Läufer Schmidt“, der heißt so, weil wir mehrere Kunden mit dem Namen Schmidt haben und dieser Schmidt immer alles im Laufschritt erledigt. Er ist immer in Bewegung, läuft vom Auto ins Büro und wieder weg, läuft durch die Regale, um sich war auszusuchen. Immer in Eile, immer im Laufschritt.
Oder den „Technischen Direktor“, der uns immer alles ganz genau erklärt, besonders natürlich das, was keinen interessiert, dabei ist er richtig detailversessen. Dann sagt er uns, welche Anweisungen er gibt, damit alles auch klappt. Oder den „Hungerkünstler“ , der wohl mehrfach täglich den Drang verspürt, zu Mac D zu gehen und sich Riesenburger genehmigt. Ich glaube, der ist so oft da, dass ihm schon mindestens 1 Tisch und 2 Stühle gehören. Oder der „Terrorist“, der immer sagt, „die da oben in Berlin sollte man abschießen“.

Besonders schön aber ist es, wenn uns der „Schwätzer“ besucht, wie heute. Ich habe ihn schon einmal hier vorgestellt, aber der heutige Tag war wieder sehr aufschlußreich.
Er kommt ins Büro, sitzt sich auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch.
„Schwätzer“: Haste mal nen Kaffee?
Klar bekommt er.
S: haste ne Zigarette?
Bin ich drauf vorbereitet. Er trinkt den Kaffee, raucht, kein Wort. Ich arbeite an meiner Akte, so nach 5 Minuten traue ich mich aus der Deckung.
I: schönes Wetter heute.
S: Jo.
I: Haste gut zu tun?
S: Jo.
I: Noch nen Kaffee?
S: Jo.
I: Hier sind die Zigaretten
S: Jo.
Dann kommt ein Anruf, ich telefoniere, dann lese ich in der Post. Der Schwätzer raucht und fühlt sich offensichtlich wohl. Ich arbeite weiter. Business as usual. Nach weiteren ca. 15 Minuten:
I: Wie geht’s gesundheitlich (Er war nämlich eine Weile krank)
S: gut.
I Alles überstanden und alles im grünen Bereich?
S: Jo.
Etwa eine Stunde ist rum. Ich traue mich, die Totschlagsfrage zu stellen:
I: Was liegt an, was brauchst Du?
S: da son paar Dinger für meine Maschine, Du weißt schon. Die wie immer.
I: (weiß überhaupt nichts) Was genau?
S: (ungeduldig), da für die Pflastersteine, die Dingens.
I: (mir dämmert es ein wenig) Diamantscheiben?
S: Jo.
I: wieviele?
S: wie sonst.
I: gleiche Type?
S: Jo.
I: Willst Du die gleich mitnehmen?
S: Jo.
Dann trinkt er noch einen Kaffee, raucht eine Zigarette und geht: Nur „Tschüss“.
Eigentlich hätte er sagen müssen: „Gut, daß wir uns einmal so ausführlich über alles unterhalten haben.“

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