Dat groote Matjes-Vergnögen

Dass jetzt bei uns der jungfräuliche Hering, der Matjes, Konjunktur hat, darüber habe ich schon einmal geschrieben. Klar, daß wir nur den Glückstädter Matjes essen, den haben wir direkt vor der Haustür und nur den empfehle ich den Lesern.
Natürlich, Sie kennen auch den Matjes aus Holland, viele meinen, das ist der Klassiker.
Einspruch!! Der kann mit „unserem“ Matjes nicht mithalten.
Der Glückstädter ist enzymisch gereift, während der aus Holland schon mal schockgefrostet wird.
(Hat mal einer gesagt, die sind so, wie die holländischen Tomaten, was der bloß damit gemeint hat?)

Der echte Glückstädter wird ohne Kopf und Gräten, aber mit seiner Bauchspeicheldrüse in Meersalz eingelegt und im Fass gerollt, dadurch wird eine durchgehend gleichbleibende Reifung erreicht. Die Holländer frosten deshalb, weil sie große Mengen nach Amerika verkaufen und dort ist das Frosten Vorschrift für die Einfuhr.
Wichtiger Hinweis, den die Matjes-Spezis geben: Niemals den Matjes wässern, das ist Unfug.
Wem der Glückstädter Matjes zu salzig ist (und etwas salziger als der Kollege aus Holland ist er, da im Fass gereift), der kann ihn eine halbe Stunde in Milch einlegen, niemals aber in Wasser, denn das Wasser verdirbt die Enzyme aus der Bauspeicheldrüse, die den Fisch im Salz reifen lassen.
Und ganz wichtig: Niemals Matjes in Öl kaufen, diese Exemplare haben mit Matjes nichts mehr zu tun.
Kein Matjes fühlt sich in Öl wohl, aber er fühlt sich wohl in Köm, und deshalb trinken wir den im Norden nach dem Matjes-Vergnügen, damit der Matjes sich so richtig wohlfühlt.
Man muß ja immer einen Grund haben.

Kommentare (7) Schreibe einen Kommentar

  1. Das ist ja Warenkunde pur!
    Viele Dinge über den Matjes habe ich noch gar nicht gewußt!
    Ich sag ja: bloggen bildet! (BB)

  2. @Ludger, ich stimme Dir zu, lesen bildet. Aber mehr noch bildet: probieren! :))

  3. Ich wollte mich mal an dieser Stelle bedanken für die vielen wertvollen Tipps die ich hier gelesen habe. Ich bin immer wieder von neuen erstaunt, was es doch so alles gibt.

  4. Ja, Köm ist Schnaps,meist Korn, beim Matjes bietet sich der Kümmel an, der das Kümmelaroma hat. Bekannt hier sind die grünen “Kömbuddels” von Helbing, die zum Matjes kredenzt werden.
    Ich habe lange in der Lüneburger Heide gewohnt, da gab es den Brauch, dass man zur Begrüßung einen Köm aus einem (meist Zinn)-Löffel trinken mußte.

  5. @Mariaund team
    Könnt Ihr Euch vorstellen, dass ein Matjes, der aus dem Salzwasser kommt, sich in einer öligen Pampe wohlfühlt?
    Das sind dann meist alte Matjes, kaum noch Aroma und geschmacklich wie eine Mischung aus Wolldecke und Taucheranzug.
    Nichts über einen frischen deutschen, möglichst Glückstädter Matjes!

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