Archiv des Tages 01.07.2007
Vertreter
Über die Vertretertypen, die wir kennengelernt haben, habe ich hier schon berichtet.
Aber einen Typ habe ich wohl vergessen, den Typ „Schisser“. Deshalb vergessen, weil er bei uns nicht mehr auftaucht und ich hoffe, dass wir auch künftig von diesem Typ verschont bleiben.
Woran erkenne ich den Typ Schisser?
1. Er kommt schon von weitem katzbuckelnd an.
2. Er redet uns nach dem Mund, Widerspruch kennt er nicht.
3. Schöpft schnell seine Vollmachten aus.
4. Hat panische Angst, einen Kunden zu verärgern oder gar zu verlieren.
5. Der glaubt immer noch, dass der Kunde König ist (hat noch nicht bemerkt, dass der Kunde Partner ist und so die besten Geschäften gemacht werden).
6. Permanente Angst vor dem Verlust einer Provision.
Ich kann mit solchen Typen nichts anfangen. Ich mag die Außendienstmitarbeiter, die Klartext reden, da weiß ich, woran ich bin, da entstehen Win-Win Beziehungen. Kein Wunder, dass ein neuer Lieferant mit einem Vertreter diesen Typs nach 1 1/2 Jahren zu den vom Umsatz her Top 5 und von der Anzahl der Einzelbestellungen bereits Top 1 bei uns ist.
Freitag hatte ich am Telefon (zum Glück nur) den Typ Schisser. Ich hatte wegen einer technischen Frage im Werk angerufen und dann diesen Mensch am Telefon. Als er meinen Namen hörte sagte er: Ach, Sie sind er von der Internetfirma? Meine Kunden beklagen sich laufend über die Internetverkäufer. Als ich ihn darauf fragte, was er damit sagen wollte, meinte er, dass er ständig Ärger hat, dass die Kunden ihm drohen, zur Konkurrenz zu wechseln, weil seine Produkte auch im Internet verkauft würden. Und dann noch zu solchen Preisen, schob er nach. Ich bat ihn, das mit den Preisen zu konkretisieren und fragte ihn, ob er meine Preise kenne. Er meinte, dass er die mal im Internet gesehen habe und die lägen ja unter dem Listenpreis. Ich habe ihn gefragt, wovor er denn Angst habe, er meinte ihm würden die Kunden weglaufen.
Ich habe ihn gefragt, ob er seinen Kunden nicht entgegnen würde, dass es ihnen ja auch frei stehen würde, im Internet zu verkaufen, dass sie um existieren zu können, neue Herausforderungen annehmen müssten und dass bei einer gescheiten Kostenstruktur auch billiger, als zum Listenpreis verkauft werden könnte. Der gute Mann war sprachlos, der würde sich nämlich nie trauen. Da ich weiß, dass er für alle Lieferungen Provision bekommt, die in sein Gebiet gehen (und er hat NRW, ein Gebiet, in das von uns viele Lieferungen hingehen), fragte ich ihn, ob ihn die Proviosionen auch stören würde, die er über uns bekommt, denn dafür hätte er ja nichts getan, ich könnte aber die Lieferungen in sein Gebiet ablehnen. „Nee, so habe ich das ja nicht gemeint“ war seine Antwort. Dem habe ich nichts hinzugefügt und ein schönes Wochenenede gewünscht. Würde mich interessieren, ob er bei seiner Frau ein Schisser oder der große Meister ist.