So stellt sich der Fachhandel selbst ein Bein

Zunächst: Wir sind Fachhandel vor Ort und betreiben auch den Handel im Internet.
Immer wieder hören wir von Aussendienstmitarbeitern unserer Lieferanten, dass sich Fachhandelskollegen über den Onlinehandel aufregen. Ich habe für diese Klagen kein Verständnis, denn sie könnten es ja auch machen, niemand hindert sie daran. Was hinter den Klagen steckt, weiß ich nicht, aber wenn ich sehe, was sich da einige Kollegen so erlauben, wundere ich mich über nichts mehr. Mir liegt es grundsätzlich fern, Kollegenschelte zu üben, aber beurteilt diesen Fall bitte selbst.
Ein Kunde von uns, ein Brunnenbauer, kauft regelmäßig Tiefbrunnenpumpen und Hauswasserwerke bei uns. Bei seiner letzten Bestellung fragte er, ob wir ihm auch Filter, Filterschläuche und Zubehör liefern könnten. Dieses Material führen wir nicht lagermäßig, aber wir haben ihm ein Angebot unterbreitet.
Er rief uns am nächsten Tag an und fragte , ob ich mich nicht verrechnet hätte. Erst dachte ich, dass wir zu teuer sind, schließlich mußte ich die Frachtkosten in mein Angebot mit einrechnen. Bei einem Warenwert von knapp € 300,00 schlugen die mit immerhin € 25,00 zu Buche. Der Kunde sagte dann, dass er vorbei kommen wolle. 2 Stunden später war er da und zeigte uns die Rechnung des Kollegen, der ihn zuvor immer beliefert hat. Die Preise lagen im Schnitt um 350-380% über unseren Preisen! Diese Kalkulation ist natürlich heftig. Da uns der Kunde bei dem Kollegen nicht verraten wollte, hatte er ihm gesagt, dass er sich betrogen fühlt bei seinen Preisen, im Internet habe er es wesentlich günstiger kaufen können. Die Antwort: „Das Internet ist der Tod des Fachhandels“.
Ich glaube, der Kollege irrt. Nicht das Internet ist der Tod, sondern die Kundenabzocke. Zum Glück sind diese „Kollegen“ Ausnahmen , aber ein Vorteil des Internets ist auch, dass der Kunde sich über marktgerechte Preise informieren und so die Abzocker ins Leere laufen lassen kann.