Heute kam ich wieder dort vorbei, ganz in der Nähe wo wir wohnen. Eine Menschenschlange von ca. 50-60 Personen, die vor einem ehemaligen Ladengeschäft stehen und warten. Schon eine Stunde bevor die Bad Bramstedter Tafel öffnet.
Es sind Menschen, die sicher nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, Schicksale und sicher Lebensgeschichten, die ans Herz gehen.
600 solcher Tafeln für Bedürftige, die am Existenzminimum leben, gibt es mittlerweile in Deutschland. Schlimm zu sehen, wie dort auch Mütter mit ihren Kindern stehen und warten.
Warum ich das schreibe?
Weil ich es unglaublich finde, dass es in unserem reichen Land so viele Menschen gibt, die von Tafeln beköstigt werden müssen, um satt zu werden. Familien mit Kindern, alte Menschen. Wissen unsere Politiker eigentlich, was da abgeht? Wir werden von zwei Parteien regiert, eine die das Soziale propagiert und eine die das Wort „christlich“ im Namen trägt. Wir wohnen ja hier noch nicht allzu lange und als in unserer Familie vor einigen Monaten ein Todesfall eintrat, mußten wir u.a. einen großen Vorratschrank mit Lebensmitteln auflösen.
Dagmar hat bei der Tafel nachgefragt, ob man an diesen noch verwertbaren Lebensmitteln interessiert sei und erfuhr bei der Gelegenheit, dass jeden Dienstag insgesamt ca. zweihundert Menschen von der Tafel verpflegt werden. Zweihundert Menschen in einer kleinen Stadt mit nicht einmal 15.000 Einwohnern. Sicher gibt es noch viele Menschen, die sich scheuen, den Gang zur Tafel anzutreten. Mich hat diese Zahl erschüttert.
30 ehrenamtliche Helfer managen die Tafel, holen Lebensmittel bei Spendern (Supermärkten, Bäckereien, Fleischereien, Marktbeschickern usw.) ab, sortieren, portionieren und geben schließlich das Essen aus.
Dankbar sind die fleissigen Helfer für jede Gabe.
Da, wo das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, oder kurz davor, bedeutet das ja nicht, dass die Ware verdorben oder ungenießbar ist.
Sicher gibt es bei Euch in der Stadt auch eine Tafel, wo auch Ihr was Gutes tun könnt. Gutes tun muß sich ja nicht immer auf Weihnachten beschränken.
Eine tolle Aktion machten die Mitarbeiter der Tafel unlängst. Sie standen vor einem großen Supermarkt und baten die Kunden,doch von einigen Produkten, die man einkauft, zwei zu kaufen. Eine für sich und eine für die Tafel.
Wäre echt toll, wenn Ihr bei Euren Einkäufen auch mal einige Sachen doppelt kauft und spendet.
Übrigens, besonders über frisches Obst und Gemüse freuen sich die Tafeln, denn sich gesund zu ernähren, darf kein Priveleg sein.
Das ist nachahmenswert, Ludger. Wir dürfen einfach nicht der Not um uns herum den Rücken zukehren.
Wieviel Not muß vorhanden sein und wieviel Mut muß ein Kunde aufbringen, um nach Wurstresten zu fragen? Ich bekomme eine Gäsehaut, wenn ich so etwas lese oder höre.