Das 100 Millionen Trauerspiel von paydirekt

Zur Zeit läuft im Werbefernsehen eine Kampagne für die Zahlungsoption im Internet “paydirekt“.
Das grenzt schon an eine Verzweiflungstat, denn paydirekt scheint, und da bin ich mit vielen Kollegen einer Meinung, eine Totgeburt zu sein oder wie es ein Händler sagte, da haben ahnungslose Banker eine teure Spielwiese eröffnet und keiner geht hin.
Grund für „paydirekt“ war der neidvolle Blick auf Paypal. Dieser Zahlungsdienst, der seit 2004 auch in Deutschland in Onlineshops und natürlich auch bei Ebay als Zahlungsoption anzutreffen ist, hat mittlerweile 17 Millionen aktive Nutzer, die 20% des Onlineumsatzes abgreifen. Auch in unseren Shops steht Paypal an zweiter Stelle der Zahlungsmöglichkeiten, die wir anbieten. Von dem Onlinekuchen wollten Banken und Sparkassen ein großes Stück abhaben, nachdem der erste Versuch „Giropay“ schon in die Hose ging und auch wir mangels Nachfrage „Giropay“ wieder rausgeschmissen haben. Aber wie das oft so ist, zwischen der Gier nach guten Einnahmen und dem Umsetzen klaffen Welten. Tönte noch im April der Sparkassenpräsident Fahrenschon, dass man jetzt richtig Fahrt aufnehmen würde, so sprechen die Zahlen drei Monate später eine andere Sprache, denn ein Fehler reihte sich an den nächsten und so ist man über schmerzhafte Geburtswehen noch nicht hinausgekommen.
Da wurde erst über den Namen gestritten, dann begannen die Volksbanken Ende 2015 mit dem System und im April die Sparkassen. Bislang hat sich trotz aller Werbebemühungen erst 1% aller Online-Girokonteninhaber bei „paydirekt“ angemeldet. Immerhin sollte man meinen? Nein, lediglich schlappe 450 Transaktionen pro Woche werden erledigt. Paypal 270, aber pro Sekunde!
Woran hapert es?

Da sind zunächst die Onlinehändler, die schon so machen Zahlungsdienst beerdigen mussten, wie der von Otto mit viel Tamtam beworbene Yapital oder auch Click and Buy.
Klar, dass man da jetzt skeptisch ist. So hat man es gerade auf 140 Onlinehops gebracht, ein Lacher.
Ein Kardinalfehler war es, dass man meinte, man müsse zunächst die 50 Tophändler gewinnen, statt intensiv bei den kleinen und mittleren Händlern zu werben. Dumm gelaufen, bei den Großen holte man sich nämlich mehr Körbe, als erhofft.
Nun könnte man solch einen Fehler sicher noch heilen, aber für den Handel ist „paydirekt“  einfach viel zu teuer.
Kein Wunder, schließlich sind es ja Banken, die schnell viel Geld verdienen wollen, wo doch die Zinsein- nahmen weggebrochen sind. 1,6% Gebühren – im Vergleich zu Paypal 1,1%, das rechnet sich kaum, denn die Transaktionskosten kommen ja noch dazu.
Klar, wenn man in „paydirekt“ (Achtung, festhalten!) 100 Millionen bisher reingesteckt hat, will man die Investition schnell in schwarze Zahlen bringen.
Fehler drei ist, dass der Onlinehändler nicht einmal die Möglichkeit hat, einen Testaccount zu bekommen oder aufzurufen, er soll also die Katze im Sack kaufen. Auch fehlen bei den Banken geschulte Mitarbeiter, die man fragen kann.
Fehler vier ist für den Händler auch nicht von Pappe, er muss nämlich die Konditionen mit den Banken verhandeln. So heißt es auf der Website: Um die Kosten verhandelbar, den Aufwand für Sie aber überschaubar zu halten, haben sich die Banken und Sparkassen für die Benennung von Verhandlungsführern – sogenannte Konzentratoren – entschieden. Auch müssen Sie nicht den Verhandlungsführern hinterher- laufen, sondern die Konditionen kommen einfach zu Ihnen.“

Wie bitte? Die Konditionen kommen einfach zu uns? Wenn sie einfach zu uns kommen, warum müssen sie mit „Konzentratoren“ (den Begriff muss man einfach mal googlen, um die Fantasie der Banker zu verstehen oder den Kopf zu schütteln) verhandelt werden?
Wir warten ab, ob das Schiff im Wert von über 100 Million versenkt wird oder ob sich „paydirekt“ doch noch durchsetzt, vorausgesetzt man geht endlich professionell mit dem Onlinehandel um. Handlungsbedarf sehen wir momentan nicht. Und das „paydirekt“ eine ernsthafte Konkurrenz zu Papal wird, ebenfalls nicht.

 

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