Nein, man muss nicht, aber man kann. Aber das Wachstum von Amazon ist derzeit unbegrenzt.
Ich gebe zu, ich kauf auch schon mal bei Amazon, aber nur dann, wenn ich mindestens 15% gegenüber dem preisgünstigsten anderen Anbieter spare und das ist so selten wie ein Schaltjahr.
Anfang des Jahres 2004, unser erster Webshop ging online, rief Amazon an und fragte, ob wir unsere Produkte nicht auch über Amazon verkaufen wollten. Mir kam das vor wie geadelt, aber als ich die Konditionen und Bedingungen hörte, habe ich gleich abgesagt. Klar, wir hätten bestimmt gut verkauft, aber pro Geschäft wenig verdient und wenn ich heute lese, wie viele Onlineshops gegen Amazon klagen, weil man nicht auszahlt, das Konto sperrt, dann bin ich heilfroh, auf den Amazon-Zug nicht aufgesprungen zu sein.
Was spricht für Amazon?
Eindeutig der Superservice, die kulante Abwicklung, wenn es um Produkte geht, die zurückgegeben werden, die schnelle Lieferung mit „Prime“, das große Angebot, die gute Website mit vielen Infos, das alles zusammen bietet Vorteile, wenn man bei Amazon nach Produkten sucht.
Aber andere Große wie Zalando oder Otto, nur um zwei Shops zu nennen, können da fast mithalten, aber selbst kleine Shops müssen sich nicht verstecken. Da ist der persönliche Kontakt zum Shopbetreiber oder einem Mitarbeiter, meist wird auch am Tag des Bestelleingangs versendet und auch preislich können viele kleinere Händler mithalten, sind sogar häufig preisgünstiger, oder sind nur unwesentlich teurer. Ein großer Vorteil der kleineren Händler ist aber auch, dass man da professionell und ehrlich beraten wird, und das sofort.
Auch im Fall von Garantiearbeiten, Reklamationen ist man nach meiner Erfahrung da besser aufgehoben, als bei Amazon. Bei den meisten kleinen Shops spürt man, dass dort mit Herzblut gearbeitet wird.
Gegen Amazon spricht, dass die veröffentlichen Bilanzzahlen sehr unklar sind und man nicht erkennt, ob oder wieviel Steuern Amazon überhaupt in Deutschland zahlt.
Auch die angeblich schlechte Behandlung der Mitarbeiter in den Lägern, die Bezahlung, spricht für mich gegen einen Kauf bei Amazon.
Auch die Infrastruktur in Deutschland wird stark von Amazon beansprucht. Allein die vielen Fahrzeuge, die die Prime-Lieferungen ausfahren, vermehren sich wie die Kaninchen. Muss es tatsächlich so sein, dass alle Prime-Bestellungen am Folgetag beim Kunden sind?
Von Umweltverschmutzung will ich hier gar nicht reden.
Was für mich besonders gegen Amazon spricht, ist der Umgang mit den Händlern. Nicht vergessen, es sind die tüchtigen Händler, die Amazon groß gemacht haben. Aber die haben es sehr schwer. Zahlreiche Klagen gegen Amazon, weil Konten gesperrt, Gelder zurückgehalten wurden und das teilweise wohl unbegründet. Viele haben Angst, gerichtlich gegen Amazon vorzugehen. Auch wenn die Händler vor Gericht obsiegen, heißt das nicht, dass die erstrittenen Gelder schnell fließen, nein Zahlungen werden verzögert, was sicher für viele Händler ruinös sein kann.
Was gegen Amazon spricht, ist der mangelnde Datenschutz. Dass Amazon eine Datenkrake ist, ist verständlich, aber wenn die Daten nicht gegen Häcker oder Missbrauch geschützt sind, ist das schon ein Riesenproblem.
Drei hochrangige Mitarbeiter aus dem Bereich Informationssicherheit haben ausgepackt und wurden nach ihrer Kritik – na was wohl ? – gefeuert.
Ich will hier keine Reklame für Händler machen, die in eigenen Shops verkaufen. Da muss jeder für sich entscheiden, bei wem er einkauft. Ich kaufe lieber bei deutschen Firmen, die in Deutschland voll ihre Steuern bezahlen, ihr Mitarbeiter anständig behandeln und mit viel persönlichem Einsatz, mit eigener, oft angepassten (meist sehr teuren) Shop-Software arbeiten, diese ständig pflegen und updaten. Händler, die meist weit über normale Zeiten arbeiten, um alles pünktlich liefern zu können und so Kunden zufriedenzustellen.
Foto mit einem Dankeschön von: Juergen Jotzo / pixelio.de